Die heutige Tour war eigentlich einmal ganz anders geplant als das, was letztendlich dabei herausgekommen ist, was aber nicht weiter schlimm ist, nein, sondern das gute beim Tourenfahren und natürlich auch der Region ist ja genau diese Flexibilität, die jederzeit ein Anpassen der Tour an die Tagesform aber auch nach Lust und Laune zulässt. Nicht zu unterschätzen ist hierbei natürlich gutes und zuverlässiges Kartenmaterial. Hier setzen wir gerade in Italien, nebst den meist nicht so präzisen lokalen Bike-Karten, schon länger auf die kombinierten Bike- und Wanderkarten von Kompass, die uns meistens sehr präzise den Weg oder den Trail weisen.
So starten wir trotzdem recht früh und lassen uns von Daolasa aus mit dem Vertikal-Shuttle, der Gondelbahn Daolasa-Mastellina hoch zum Sattel zwischen dem Monte Spolverino und dem Monte Vigo shutteln und betrachten so nebenbei von oben die UCI MTB Worldcup Downhill-Strecke “Black Snake”, die direkt unter der Bahn durch den Wald hinunter nach Daolasa führt und am 2.-4. August 2019 Austragungsort der Downhill Wettbewerbe des UCI MTB Worldcup im Val di Sole Bikeland ist.
Wir gönnen uns diesen rasanten Höhenmeter-Sammler zumal unsere Wenigkeit mit der Val di Sole OpportunityCard, die beim Hotelaufenthalt inkludiert ist, gratis mit der Bahn fährt. Einzig je Bike bezahlen wir läppische € 5.-, und gelangen so innert kürzester Zeit und völlig entspannt von 800 auf gut 2050 m.ü.M., und geniessen oben angekommen erst einmal die Aussicht, auf der einen Seite hinunter ins Val di Sole und auf der anderen Seite ins Val Meldedrio, zum Passo Campo Carlo Magno und ins Valle di Campiglio hinunter. Selbst das Wetter spielt hierbei strahlend mit!
Nun geht es, auf einem Schottersträsschen, erst hinunter zum Rifugio Albasini, und schon hier führt ein Trail immer schön parallel dem Strässchen entlang durch den Wald, zumindest bis zum Rifugio Albasini, dann führt ein weiteres Schottersträsschen hinunter in Richtung Passo Campo Carlo Magno zur Malga di Darè, wo wir erst einmal kurz pausieren und die Aussicht auf die Brenta Dolomiten inspizieren.
Nach der geografisch angehauchten Pause fahren wir weiter auf einen Weg, der zwar wegen “Progress in Work” gesperrt sei, darüber sehen wir aber italienisch grosszügig hinweg und machen uns auf den Weg zum Passo Campo Carlo Magno.
Nach wenigen Kilometern wissen wir auch wieso der Weg vorsorglich gesperrt ist: Der letzte Sturm im Herbst 2018 hat auch hier in dieser Gegend ganz schönen Schaden am Wald angerichtet und dieser wird nun von mehreren Forstarbeiter-Teams weggeräumt. Diese lassen uns aber immer schön passieren und räumen uns noch das gröbste Gehölz aus dem Weg… bis irgendeinmal unter den forstlichen Überresten gar kein Weg mehr zu sehen ist…!
So schaffen wir es mit Überwindung von mehreren holzigen Hindernissen bis hinunter zur Passstrasse am Passo Campo Carlo Magno, suchen den Golfplatz und biegen vor diesem wieder links ab ins Unterholz.
Um den Golfplatz herum fahren wir in Richtung Passo Grosté, und jetzt wird’s happig: Erst noch in den unteren Ausläufern der Skipiste, zieht die Steilheit urplötzlich massiv an und der Weg Nr. 301 führt die Skipiste hoch in Richtung Rifugio Boch.
Ganz schön, so Skigebiete im Sommer, vor allem ganz schön steil, zumindest wenn man mit dem Bike hochfährt… 😉 So genehmigen wir uns im Rifugio Boch ohne schlechtes Gewissen je einen Strudel di Mele und um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, mehrere halbe Liter Mineralwasser und Succo di Sambucco…!
Da erste Gewitterwolken aufziehen und wir im Gehölz auf der anderen Talseite viel Zeit eingebüsst haben, disponieren wir hier um und entscheiden uns, direkt hier in den Trail Nr. 967 einzusteigen und nach Folgàrida hinunter zu fahren und gleich noch einmal den sensationellen Folgàrida Trail, den wir vor zwei Tagen entdeckt haben, mitzunehmen.
Und dieser Entscheid war nicht unklug: Der 967er Trail erweist sich als moderat geshapter, toller Trail, der über Bergwiesen vorbei an neugierigem Rindvieh und durch den Wald rund um den Dosson di Vegliana zur Malga di Vegliana hinunter führt. Top!!
Der Trail führt auch mal hoch, meist aber mit mehr oder weniger Gefälle runter und bietet so jedem die ein oder andere fahrtechnische Herausforderung, ist aber immer gut fahrbar. So gelangen wir zur Malga Vegliana hinunter, grüssen freundlich das interessierte Rindvieh und fahren kurz auf einem Schottersträsschen weiter.
Bis wir zur nächsten Abzweigung, von wo der Weg Nr. 334 direkt zur Malga Mondifrà führt, erst als veritabler Trail, dann in einen Karrenweg übergehend, aber nicht minder spannend!
Von der Malga Mondifrà gelangen wir auf einem Waldweg durch den Wald im Val Meledrio zur Pra del Mazza nach Folgàrida hinunter, wo wir natürlich sofort auf den uns bereits wohlbekannten Folgàrida Trail einbiegen der übrigens hier ausführlich beschrieben ist, wir freuen uns wie Anton!!! 😉 Und kennt man den Trail erst mal, wird die Bremse sofort zu einem eher wenig gebrauchten Teil… 😉
So gelangen wir hinunter nach Dimaro, und auf der “Bici Autostrada“, die mit tollen Kunstbauten, wie diese “Passstrasse” (siehe oben) brilliert zurück zu unserem Hotel in Commezzadura.
So wurde aus der heutigen Tour nicht die geplante Königsetappe über den Passo Grosté ins Val di Non, aber ein ganz tolles Trail-Feuerwerk, was uns irgendwie auch ganz toll befriedigt hat!! So haben wir uns trotzdem ein wiederum ganz leckeres Nachtessen, mit nachträglichem Besuch bei Alessandro an der Bar zu einem feinen Grappa, verdient! 😉
Gesamtanstieg: 2013 m
Gesamtzeit: 07:19:17