Auf Einladung von Vittorio von Spursicher GmbH fahren wir an einem herrlichen Herbstsonntag mit dem Zug ins Wallis.
Wir kommen uns, skeptisch von den vielen Wanderern beäugt, fast etwas verloren vor, früh morgens am Bahnhof in Konolfingen. Das ändert sich dann aber beim besteigen des Zugs Richtung Wallis in Thun: Der Wagen mit Mountainbikes ist schon brechend voll und überall im Zug liegen Rucksäcke und Helme herum… das kann ja mal eng werden auf den Trails im Wallis… 😉
In Visp steigen wir aus und nehmen unsere Bikes aus dem Bike-Wagen entgegen… und sehen dem abfahrenden Zug nach Leuk auf dem Gleis daneben hinterher… Egal, wir sind früh dran und schnell ist per SBB-App der nächste Zug nach Leuk ausfindig gemacht und samt Bikes bestiegen. Und so gelangen wir, doch noch rechtzeitig nach Leuk, wo wir uns mit Vittorio und den anderen verabredet haben.
Und da erwartet uns ein geballte Ladung E-Bike-Power… die hälfte der Gruppe summt mit eingebautem Rückenwind die Strasse hoch nach Varen, und wir “Bio-Biker” schlagen unser Tempo an und lassen uns nicht aus der Ruhe bringen und sind auch schon bald oben in Varen, wo wir noch etwas weiter hochfahren bis Taschonieren und zum Beginn der “Grossen Wasserleitu” oder Varner Suone, wo der eigentliche Einstieg zu unserer “Suonen-Tour”, meist entlang der Wasserkanäle ist.
Suonen sind Wasserkanäle aus einer früheren Zeit, die zur Bewässerung entlang den steilen Flanken im Wallis erstellt wurden und zu dessen Bewirtschaftung, resp. Unterhalt wurden auf der gesamten Länge paralell dazu Wege angelegt, die heute vor Allem aus touristischen Gründen in Schuss gehalten werden, obwohle die Suonen auch heute noch zur Bewässerung, vornehmlich von Weinreben, genutzt werden. Ideale Trails für uns Biker also, da meist schmal und naturgemäss meist flach oder wenig steil. Das verleitet oft auch etwas zum Rasen, wobei aber immer mit Wanderern zu rechnen ist, vor allem bei so schönem Wetter wie heute!
Der Einstieg ist etwas wurzelig, aber bald schon kommt richtig Flow auf und wir fahren einige Kilometer der “Grossen Wasserleitu” entlang bis nach La Proprija, wo wir nicht nur die Sprachgrenze passieren, weiter Richtung Westen wird französisch gesprochen, sondern auch die Suone wechseln: Der neue Bewässerungs-Kanal heisst (treffend…) “Bisse Neuf”, wobei Bisse der französische Name für Suone ist.
Und der Bisse Neuf entlang geht es, wesentlich kurviger, aber trotzdem nicht langsamer im Sausewind der Suone, oder eben der Bisse entlang. Und so erreichen wir schon bald unseren PicNic-Platz oberhalb von Corin-de-la-Crête, wo wir, bei allerschönstem Wetter unsere Batterien aufladen (…also jene der “Bio-Biker”… 😉 ).
Nachdem wir auch unsere Bidons aufgefüllt haben geht es weiter und bei Chermignon biegen wir bereits in die nächste Suone ein: Die Grand Bisse de Lens. Wir geniessen hoch über dem Rhonetal die grandiose Aussicht in selbiges und das supertolle Herbstwetter!
Und hier wird es nun richtig abenteuerlich: Die Bisse führt teilweise mitten durch die Felswand, in einer Holzkonstruktion versteckt, daneben der Weg, ebenfalls auf einer Holzkonstruktion mehrere hundert Meter senkrecht über dem Grund, und so eng, das selbst schieben mit den breiten Lenkern nicht mehr geht…!!!
So gelangen wir nach Icogne, wo das lokale Restaurant zwar (dauerhaft) geschlossen hat, der Dorfbrunnen aber zum Auffüllen der Bidons gerade recht kommt. Auf der Strasse geht es weiter bis nach Luc und dort in einen Trail, der es in sich hat: Nicht unsteil, aber stark ausgewaschen führt der Trail meist fast in der Falllinie durch ein Tobel im Wald direkt hinunter zum Flüsschen La Liéne, bis wir auf einmal vor einem kleinen Loch in der Felswand stehen… was…? hier sollen wir durch…? Da passt bestenfalls ein einzelner Rucksack durch… aber keinesfalls ein Biker, samt Bike… und mit Rucksack….!!! Das entlockt selbst Ruedi ein lautes Lachen…. 😉
Doch Vittorio belehrt uns eines Besseren: Lenker gerade gestellt, Sattel runter und rein ins Loch…! Eins ist klar, für Leute mit Klaustrophobie ist das nichts, obwohl der Tunnel nach dem doch sehr engen Einstieg etwas breiter wird und beleuchtet wird, sofern man den Knopf für die Beleuchtung, die sich übrigens nach 3 Minuten selbst wieder ausschaltete, findet… Ja es ist sogar so eng, dass sich der schreibende die mit dem GPS-Gerät aufgezeichnete Tour auf dem Touch-Display löscht…!!! (…grrr!!)
So, und nur so gelangen wir, unmittelbar nach dem Ende des Tunnels zur nächsten Suone, der Bisse de Clavau, die uns, schon fast in der Abendsonne, weiter führt bis zur Guérite de Brûlefer, einem kleinen, aber zu diesem Zeitpunkt sehr gut besuchten Lokal, mitten in den Weinbergen hoch über Sitten. Hier haben wir uns einen kühlen Heida und ein leckeres Plättchen verdient!!!
Gleich nach der Guérite de Brûlefer zweigen wir links vom SuonenTrail ab, und fahren, nun definitiv in der Abendsonne noch über ein paar Treppen hinunter nach Sion, zum Bahnhof und direkt in den Zug nach Visp, wo wir, mit vielen anderen Bikern den Zug zurück ins Bernerland entern. So kamen auf dieser Tour nicht weniger als 45 km, meist Suonen-Trails und gut 900 hm zusammen.
Unser Dank geht an Vittorio von Spursicher GmbH für die supertolle, interessante Tour an einem unbeschreiblich schönen Herbst-Sonntag!! Grazie, Vittorio!!!!
Gesamtanstieg: 0 m
Schöne tour, alternativ geht auch das vorderrad zu entfernen für das schmale tunnelloch 😉