Walliser Suonen to Giro d’Italia

Wenn ich mich die letzten 20-25 Jahre zurück erinnere, strahlten die grossen, dreiwöchigen Rennrad-Landes-Rundfahrten Tour de France, Giro d’Italia und Vuelta a España immer eine grosse Faszination auf mich aus. Vor allem die Königsetappen in den Bergen, die in fünf, sechs Stunden über mehrere Pässe mit teilweise weit über 5000 Höhenmeter führten, konnte ich immer wieder stundenlang am Fernseher verfolgen. Dabei entdeckte ich auch immer wieder neue, unbekannte Regionen, vor allem in Italien, die mir heute auch als Inspiration zur Evaluation von Destinationen für unsere jährlichen Sommer-Bikeferien dienen.

Die Tatsache dass der gesamte Giro-Tross im Jahr 2023 wieder einmal zu Besuch in die Schweiz kommt, animierte mich, eine Tour rund um die Etappenankunft in Crans-Montana zu basteln. Dabei leisteten mir natürlich die Erfahrungen von der Suonentour mit Vittorio, die uns anno 2019 spursicher den Suonen an den Walliser Südhängen entlang führte, gute Dienste!

Erst versprachen die Wetterprognosen wenig bikefreundliches Wetter im Wallis an diesem Freitag nach Auffahrt; mehrheitlich bewölkt bei 10-12°C… immerhin mehrheitlich regenfrei! So starten wir beim Bahnhof Leuk, doch noch recht warm eingepackt, hoch in Richtung Varen, befreien uns aber recht bald von diversen textilen Schichten, da es der Wettergott irgendwie gut, ja fast zu gut mit uns meint! Sonne pur im Wallis!

Wir gewinnen rasch an Höhe und so sind wir schon bald gut 350 hm weiter oben, beim Einstieg in die Varner Suone, etwas oberhalb von Taschonieren. Suonen (franz. Bisses) sind gebaute, offene Wasserleitungen, die zum Teil noch heute für die Bewässerung genutzt werden, und zwecks Unterhalt führt immer eine Weg nebenher, ideal zum befahren mit dem Bike! Mehr Informationen gibt es hier!

So fahren wir gemütlich auf dem zum Unterhalt gedachten Weg entlang der Varner Suone, teilweise etwas über Stock und Stein, tendenziell bergauf (gegen die Strömungsrichtung der Suone) und gewinne so nur noch unwesentlich an Höhe. Dafür ist die Aussicht hinunter ins Rhonetal um so schöner, so der dicht bewaldete Hang für einmal die Sicht freigibt!

Wir geniessen die an schönen Tagen meist gut bevölkerten Suonen-Wege an diesem Freitag fast ausschliesslich für uns! Nur wenige Wanderer und vereinzelte Biker kreuzen unsere Wege, so können wir auch gemütlich am Wegesrand unser im Rucksack mitgeführtes TakeAway (a.k.a. PicNic… 😉 ) störungsfrei geniessen!

Bei La Poprija, kurz bevor wir den Bergbach La Raspille kreuzen, der übrigens sowohl die Varner Suone, der wir bis hierhin gefolgt sin, als auch die Bisse Neuf, der wir von hier aus folgen, speisst, geht es auf einem mässig steilen, felsigen Bergwanderweg etwas hinunter, zum Einstieg in die Bisse Neuf.

Und die Bisse Neuf verläuft, richtig, gut aufgepasst, in die selbe Richtung wie wir fahren, das heisst es geht tendenziell etwas runter, und der Weg entlang der Bisse Neuf ist auch viel flowiger, da weniger wurzelig zu fahren, und bietet doch ab und zu die ein oder andere technische Stelle!

So flowig übrigens, dass ich kaum dazu gekommen bin, mehr Fotos von der Bisse Neuf auf meinem Handy zu speichern… 

Bald sind wir auch schon am Ende der Bisse Neuf, und der flowig Trail entlang der Bisse spuckt uns oberhalb von Venthône, auf gut 900 m.ü.M. aus. Gut liegt Crans-Montana auf gut 1500 m.ü.M., so kommen wir doch noch zu etwas Höhenmeter… andere Beteiligte verfluchen mich jedoch, aufgrund meiner Weg-Wahl abseits der Hauptstrassen… ;-). Deswegen ist dieser “kleine Rest” auch nicht bebildert, wir waren mit Anderem beschäftigt…!!!

Oben angekommen suchen wir uns, gut 400 m vor dem Ziel ein gutes Plätzchen, um die Protagonisten des Giro d’Italia bei Ihrer Zielankunft in Crans-Montana, der noch gut eine Stunde auf sich warten lässt, zu verfolgen und informieren uns derweil via Handy TV über den aktuellen Verlauf der Etappe.

Genug Zeit also, uns zu wundern was da vorab so an Fahrzeugen die Strasse hochbrettert, und fragen uns, ob die italienische Polizia den Schweizer Zoll wohl legal passiert hat… während wir gemütlich etwas essen und trinken, derweil sich auch noch Jens Voigt, der Kult-Kommentator von Eurosport, der die gesamte Etappe auf einem Motorrad begleitet hat, an uns vorbei mogelt. Bis der über uns kreisende Kamera-Helikopter die Ankunft der ersten Fahrer ankündigt…

Dann geht es Schlag auf Schlag: Die ersten drei Fahrer brettern, bereits voll im Endspurt, mit gefühlten 30-40 km/h die doch noch ordentlich ansteigende Strasse bis zum Ziel hoch. Und schon kommen die nächsten, und weiter… das Feld, im Fachjargon auch als Peloton betitetelt, hat sich in der Steigung nach Crans-Montana hoch komplett zerlegt, so das immer wieder einzelne Gruppen oder auch einzelne Fahrer, mehr oder weniger ambitioniert an uns vorbei gen Ziel rollen

Bis die “Grupetto” genannte Nachhut der Sprinter und anderen eher-weniger-Bergfahrer ins Ziel kommt, dauert es gut eine halbe Stunde, Zeit für uns, den Schauplatz auch schon wieder zu verlassen und auf gut recherchierten Nebenwegen durch die Weinberge hindurch hinunter nach Sierre zu gelangen.

Von Sierre gelangen wir, wie gaaaanz viele Gümmeler mit ihren leichten Fahrrädern, mit dem Zug wieder zurück ins Emmental! Erlebnisse der Extraklasse, sowohl die Fahrt entlang der Suonen als auch den Profis bei der Arbeit zuzuschauen!!

 

Gesamtstrecke: 32.57 km
Gesamtanstieg: 1793 m
Gesamtzeit: 07:46:43
Download file: Suonen to Giro.gpx

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