SCOTT Lumen Experience

Dem aktuellen Trend, elektrifizierte Mountainbikes immer leichter zu gestalten, können sich auch die Schweizer von SCOTT, einem der grössten Player auf dem Markt, nicht verwehren. Dieses Unterfangen gipfelt bei SCOTT im Lumen, das in der leichtesten Ausführung noch sensationelle 15,5 kg. auf die Waage bringt, und dies mit einem 50 Nm Motor von TQ und einem 360 Wh Akku der vollintegriert ist. Für Reichweiten-Sammler gibts einen Range Extender mit 160 Wh in einen von zwei (!) Flaschenhalter.

Der Dämpfer ist in den Rahmen integriert, für mich nichts wirklich revolutionäres, das kenne ich von meinem Bold LinkinTrail LT schon länger, genauso die Verstellung der Dämpfer-Elemente über einen Schalter am Lenker, bei SCOTT nennt sich das TwinLoc. Ebenso wie dieses kenne ich auch die einteilige Vorbau-/Lenkereinheit von Syncros, wie sie in ähnlicher Form an meinem SCOTT Patron verbaut ist.

Auf Einladung von Sandro, der Velomech meines Vertrauens bei der U. Tschanz AG, Konolfingen, dem Velo-Händler meines Vertrauens, konnte ich anlässlich der SCOTT Lumen Experience bei SCOTT in Givisiez das Lumen auf dem Werkstrail, begleitet von Werksguides ausgiebig testen!

By the way: THNXXX to Sandro, Urs und SCOTT!!!

Alles ist perfekt angerichtet: Petrus platziert just heute seinen ersten, richtigen Sommertag über der Schweiz und in Givisiez hat SCOTT gleich ein ganze Reihe Lumen für uns vorbereitet! Nach dem administrativen Einchecken drückt man mir ohne mit der Wimper zu zucken ein Lumen 900 SL mit elektronischer Sram ASX-Schaltung im Gegenwert eines Kleinwagens (ca. CHF 16’000.-) in die Finger und verpasste den Dämpfer-Elementen noch etwas Luft, damit diese meinen 45 kg Lebendgewicht gewachsen sind…! 😉

Das Bike ist fast perfekt auf mich eingestellt, nur noch kurz hier und da kleine Anpassungen, selbst die Halterung für mein Garmin Edge 530 ist auf dem Vorbau integriert und meine mitgebrachte Flasche findet im zweiten Flaschenhalter platz, während der erste von einem Range Extender in Anspruch genommen wird. Also alles wie gewohnt…? Fast…

Während die Bikes für alle anderen Teilnehmer auch noch eingestellt werden, nutze ich die Zeit um mich auf dem Vorplatz mit dem Edel-Bike etwas vertraut zu machen: Alles am gewohnten Platz, TwinLoc-Schalter, Sattelstützen-Switch, einzig die minimalistischen Schaltknöpfe der elektronischen SRAM ASX Schaltung brauchen etwas Eingewöhnung. Das ebenso minimalistische Display des TQ Motors wird mir kurz erklärt und ist soweit schlüssig; Die Unterstützung des Motors ist in drei Stufen einstellbar, die Anzeige hat verschiedene Anzeige-Modi, wobei ich die Reichweite in km wähle… die zeigt mir, nebst dem bekannten Balkendiagramm für die Akku-Kapazität, bei voller Unterstützung 51 km an… das sollte reichen!

Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass der Motor ein gutes Stück verzögert anspricht und die Kraft  mit ansteigendem Drehmoment zur Verfügung stellt, nicht wie bei meinem SCOTT Patron, dessen Bosch-Motor die vollen 85 Nm sofort beim Tritt auf das Pedal auf die Kette gibt, das kann bei ungeübten Fahrern auch schon mal ins Auge, oder sonst wohin gehen… Gemäss Product Management von SCOTT ist dieser Effekt aber durchaus gewollt und auch so mit TQ entwickelt worden. Dadurch fühlt sich das Lumen auch nicht sofort wie ein E-Bike an, sondern mimt ganz unschuldig das agile Mountain-Bike, schiebt aber dann in der höchsten Unterstützungsstufe ganz ordentlich an, das verspricht viel Spass auf dem Trail, trotz “nur” 130 mm Federweg, die sich aber als mehr anfühlen! Los!

Der Werkstrail von SCOTT ist ein in einem nahen Wald ohne nennenswert positives wie negatives Gefälle, jedoch jede Unebenheit ausnutzend angelegter Trail mit viel Richtungswechsel, bei gewissen Gräben sogar fast schlangenartig führend und mit viel Tempo zu fahren. Anfangs fast etwas überfordert mit der Betätigung von Schaltung, Sattelstütze und verstellen der Federelemente (TwinLoc), belasse ich bald zumindest die Federung in der progressivsten Stellung und kümmere mich nur noch um die Sattelstütze und das Wechseln der Gänge mit den filigranen Knöpfen der AXS Schaltung, was hie und da auch zu Verschaltern führt… wir schaffen es trotzdem fast, auf dem 3,6 km langen Rundkurs das Hinterrad des Werkguides zu halten… fast…;-)

Fazit:

In der Umsetzung des Konzeptes Light-E-MTB ist das Lumen, vor Allem in der 900 SL Ausführung sicher recht nahe an der Perfektion: Das Bike fährt sich fast wie ein Race MTB, der Motor schiebt erst dezent, dann aber doch ordentlich an und das Bike liegt sehr gut auf dem Trail, dank modern progressiver Geometrie. Es muss aber nicht unbedingt die teuerste eRide 900 SL Ausführung sein, das Lumen gibt es als eRide 910 bereits ab CHF 6’900.- und wiegt dann, ohne die vielen, teuren Leichtbau-Komponenten, immer noch sensationelle 17,6 kg.! Wer sich ein Light-E-MTB in den Keller stellen, und vor allem damit über die Trails brettern will, sollte das Lumen von SCOTT also in seine engere Wahl einschliessen und ausgiebig Probefahren!

Mir selbst erschliesst sich auch nach langem Überlegen das Konzept Light-E-MTB nicht ganz… ein E-MTB für sportliche Fahrer….? Wozu dann ein Motor…? Oder als eierlegende Wollmilchsau für jene, die sich nicht mindestens zwei Bikes in den Keller stellen wollen….?  Die, die sich ein solches Bike leisten (können) haben aber eh meist den Keller schon mit Bikes vollgestopft…? Die Realität zeigt jedoch, dass der Markt für die Ligth-E-MTBs vorhanden ist, zumindest hier und jetzt. Und da hat SCOTT mit dem Lumen einen heissen Kandidaten für das Light-E-MTB des Jahres 2023 auf den Markt gebracht.

…und zum Schluss:

Das für mich dieser Test irgendwann in der zweiten Runde abrupt zu Ende war und in der Notaufnahme des Hôpital de Fribourg endete ist nur eine Randnotiz und hat rein gar nichts mit dem Bike zu tun… ich war bei recht hohem Tempo einfach kurz unaufmerksam und setzte das Vorderrad neben den Trail. Der darob unausweichliche Sturz mit der Schulter aufzufangen war eine schlechte Idee und das rechte Schlüsselbein kollabierte ob der ganzen Last meines Körpers, was nun eine traillose Rekonvaleszenz von ungefähr drei Monaten nach sich zieht… echt blöd, jetzt wo endlich Sommer ist! Echt blöd auch für Euch Leser, denn die ab Mitte Juni geplanten Sommer-Bikeferien in Italien musste ich natürlich auch canceln, resp. auf nächstes Jahr verschieben… aber ab Mitte August bin ich (hoffentlich) sicher wieder auf den lokalen Trails anzutreffen, versprochen! 😉

2 Kommentare

  1. Nicht schön am Schluss des Beitrages von deinem Unfall zu lesen. Ich wünsche dir in jedem Fall gute und rasche Genesung, damit es im Spätsommer dann hoffentlich noch einige Runden auf dem Bike gibt!

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